London hat einen Lauf

Am 3. Spieltag der Honour League muss der bisherige Tabellenführer Cheapside Sloggers aus Birmingham erstmals Federn lassen und gibt Punkte und damit den Platz an der Sonne ab. Überraschend stark bisher: die beiden Teams aus London, die sich weit oben in der Tabelle wiederfinden.

Shropshire Sheep vs. Snowdonian Eagles

50-30

Die deutsche Trainerin der Shropshire Sheep Sabine Lehmann wusste, bei wem sie sich zu bedanken hatte: „Das war wirklich eine überragende Leistung von Megan heute! Ich ziehe meinen Hut!“ Im Spiel zuvor waren der so hoch gelobten Megan O’Kelly zwei Kicktreffer und zwei Wurftreffer geglückt. Damit zeichnete sie sich zusammen mit Kicker & Passer Harry Wilson, der zwei Mal nach Kick traf, für sämtliche Punkte der Shropshire Sheep verantwortlich.

„Die Spielerin hat meiner Defense heute gehörig den Kopf verdreht. Und zwar nicht auf eine positive Art und Weise“, haderte Eagles-Trainer Owain Graham nach dem Spiel. In der Tat konzentrierten sich seine Tackles Sarah Innes und Rhoda Coddington ein ums andere Mal auf die anderen beiden Rusher der Sheep, die geschickt die Räume für Kelly freimachten.

In der Offense der Eagles wiederum versuchte sich Odhran O’Tierney in Zusammenspiel mit Kicker & Passer Zack Lennox an einem ähnlichen Spektakel: Je ein Wurf- und ein Kicktreffer samt Verdopplung der Punkte reichten am Ende aber nicht für den Sieg am Sonntag. „Wir wollen diese Leistung aber konservieren und nächste Woche gegen die Harriers erneut abrufen“, so K&P Lennox.

 

Harrington Harriers vs. Bushwackers London

10-30

Der Jubel des Teams war sicherlich bis in den letzten Winkel der altehrwürdigen Broughton Academy zu hören: Am Sonntag erzielten die Harriers ihre ersten Treffer in der Honour League. Zum Sieg reichte es am Ende zwar nicht, aber das Team zeigte endlich auch offensiv, dass man es nicht leichtfertig abschreiben sollte.

Bislang konnte sich Trainer Benedict Deveraux-Montmorency vor allem bei der Defense dafür bedanken, dass seine Harriers nicht noch weiter abgeschlagen am Tabellenende zu finden waren – und das, obwohl die erfahrenen Spieler*innen mit den guten Ratings im Team allesamt in der Offense spielen. Allerdings blieb besagte Offense bislang recht zahnlos, während die Defense, in der nur Tackle Liam Spencer über Rugbyerfahrung verfügt, über sich hinaus wuchs. Angeführt von dem starken Spencer vereitelten Right Tackle Keiran O’Malley und Pauline of Rubin im Tor schon in den vergangenen Partien immer wieder die Angriffsversuche der Gegner*innen, sodass die Niederlagen allesamt recht knapp ausfielen.

So auch heute gegen die Bushwackers, die zunächst mit langen Würfen die Tackles zu überwinden versuchten. Da dies nicht zum Erfolg führte, änderte Bushwackers-Trainer Roy Allen Hubbard die Taktik und ließ seine Rusher mehrfach vor dem Tor kreuzen und die Positionen tauschen. Josephine King konnte die dadurch entstandene kurzzeitige Verwirrung in der Defense der Harriers nutzen und erzielte per Kick den ersten Treffer für die Londoner, den K&P Isidora Queiroz verdoppelte.

Dann wurde es allerdings laut auf dem Harrington Field, denn Frances Nigellus spielte sich auf der rechten Seite frei und warf den Ball an Keeper Vincent Fleetwood vorbei ins Tor. Die ersten Punkte für die Harriers! Nach der Jubeltraube verwandelte Vincent Kanouté seinen Kick in ebenfalls fünf Punkte, sodass es nur noch 10-20 stand. Im Anschluss war es vor allem der wendige Thane Mullen, der immer wieder gefährlich vor dem Tor der Londoner auftauchte, seine Versuche jedoch nicht platzieren konnte. Der dritte Harriers-Rusher Kenan Trevelyan hat dagegen weiter zu kämpfen. Wie schon in den vorigen Partien fand er nicht recht ins Spiel und lief sich immer wieder in der Abwehr fest. Aber gerade als die Harriers Hoffnung schöpften, vielleicht durch einen weiteren Treffer sogar auf Schlagdistanz zu kommen, traf King erneut per Wurf für die Bushwackers und besiegelte so die abermalige Niederlage der Gastgeber*innen.

„Ich bin mit meiner Mannschaft sehr zufrieden. Wir arbeiten jede Woche hart und man hat heute gesehen, dass es Früchte trägt. Zwar hat es noch nicht für einen Sieg gereicht, aber wir tasten uns langsam vor“, gab Deveraux-Montmorency im Anschluss zu Protokoll.

„Das war ein hartes Stück Arbeit heute. Ehrlich gesagt, hat mich das ein wenig überrascht. Vor allem die starke Defense hat uns immer wieder vor große Probkeme gestellt“, verteilte Bushwackers-Trainer Hubbard Lob an die Gegner.

 

Merseyside Athletic vs. Mercia Athletic 1895

20-55

Vor der Saison war das runderneuerte Team von Merseyside von vielen Expert*innen als Geheimfavorit benannt worden, allerdings verlief der bisherige Saisonstart mit einem Sieg und einer Niederlage eher holprig. Nun sollte es also gegen die Mannschaft mit dem höchsten Rating der Liga gehen – und die 12.850 begeisterten Fans an der ausverkauften Scotland Road in Liverpool bekamen ein Spektakel zu sehen.

Den besseren Start erwischten die Gäste von Mercia: Gwendolyn Avonlea setzte sich gegen Tackle Ash Hale durch und erzielte gleich in der ersten Angriffsrunde per Kick den ersten Treffer der Partie. Die überragende Melanie Jung als Kicker & Passer von Mercia ließ sich nicht zwei Mal bitten und verwandelte den Kick zur Punkteverdopplung sicher.

Aber Merseyside ließ sich von dem frühen Rückstand nicht verunsichern und setzte seinerseits zum Angriff an: Left Rusher Bram Stoker punktete per Wurf, weil Mercia-Tackle Will Drax einen Schritt zu spät kam. „Den nehme ich auf meine Kappe, mir fehlt nach meiner Verletzung in der Winterpause noch immer ein bisschen die Spritzigkeit“, gestand Drax im Anschluss.

Mercia zeigte im weiteren Verlauf des Spiels, wo der große Vorteil des Teams liegt: Sie haben nicht nur eine Waffe, sondern mehrere Eisen im Feuer: Virendra Basak sorgte in schneller Folge erst per Kick und dann per Wurf für die Vorentscheidung zugunsten von Mercia. Keeper Cadhan Mac Cuilinn war bei beiden Angriffen chancenlos.

Für den Endstand sorgte allerdings Ninon Lekeaka mit ihrem Kicktreffer für Merseyside, den K&P Logan Plymouth allerdings nicht verdoppeln konnte. „Sehr schade, aber ich denke, wir haben unseren Fans heute ein gutes Spiel gezeigt. Am Ende war Mercia dann doch einen Ticken zu stark für uns“, so die Kamerunerin in Diensten der Liverpooler.

 

Pittenweem RC vs. Lincolnshire Saxons

0-30

Nein, es läuft diese Saison einfach nicht rund für die Schott*innen aus Pittenweem. Noch ohne Punkte fand man sich vor dem Spiel gegen den hohen Favoriten der Saxons in der unteren Tabellenhälfte wieder. „Unser Anspruch ist ein anderer, das kann ich nur immer wieder betonen. Und mit uns wird trotzdem noch zu rechnen sein! Es ist momentan nur eine schlechte Phase!“, erklärte ein sichtlich genervter Walter Treadway, K&P bei Pittenweem, im Anschluss an die erneute Niederlage.

Vor allem in der Offense hakt es bislang gewaltig bei Pittenweem. In beiden vorherigen Partien schaffte man jeweils nur zehn Punkte – zu wenig für einen Sieg. Gegen die Saxons gelang nicht mal mehr das, die Mannschaft von Trainer Banafsha Dasti blieb ohne Treffer.

Hoffnung darf allerdings die durchaus gute Defenseleistung machen: So dauerte es bis zum fünften Angriff, ehe die Saxons den Ball erstmals im Tor der Gastgeber*innen unterbringen konnten: Forbia Kennedy erlöste den Favoriten und sorgte für den geplatzten Knoten. Dusten Hawthorn setzte dann mit seinem Kicktreffer den Schlussakkord in einem weitestgehend einseitigen Spiel. Trotzdem herrschte Freude bei den Gästen aus Lincolnshire, die mit diesem Sieg die Tabellenführung übernahmen: „Wir sind nun da, wo wir hinwollen. Als Gejagte sind wir ohnehin besser, als als Jäger“, kommentierte Hawthorn mit einem spitzbübischen Grinsen: „Wir werden aufsteigen!“

 

London Foreigners vs. Cheapside Sloggers

20-10

Die Sloggers wollen in die Brooms’n’Joy League zurück, das ist kein Geheimnis. Nun muss die Truppe aus Birmingham allerdings einen herben Rückschlag einstecken, denn gegen die London Foreigners setzte es eine überraschende Niederlage.

Schon in der ersten Runde überrumpelten die Foreigners ihre Gäste mit einem Kicktreffer durch Dayita Singh, die sich gegen Paddy Gilbert auf der linken Seite durchsetzen konnte und beherzt den Ball über de Querlatte drosch. „Ich hab gedacht, ich probiere es einfach mal. Umso besser, dass es geklappt hat“, freute sich Singh nach dem Spiel. Londons Kicker & Passer Oliver Summers erhöhte die Punkte auf 20-0.

Es folgten wütende Gegenangriffe der Sloggers, deren Rusher sich aber wiederholt in der Defense der Foreigners festliefen. Vor allem Jolene Cunningham arbeitete sich immer wieder fest, bis sie nach einer weiteren vergebenen Attacke kraftlos im Rasen liegen blieb und sich behandeln ließ. „Ich habe einen Schlag abbekommen und mir blieb die Luft weg“, erklärte sie hinterher. Teamkollege Albert Wright sorgte in der letzten Angriffsrunde für leise Hoffnung, traf er doch endlich per Kick das Tor, allerdings gelang es im Anschluss K&P Mick Fletscher nicht, die Punkte zumindest noch zum Ausgleich zu verdoppeln.

Die Lincolnshire Saxons sind nach diesem Spieltag neuer Tabellenführer, gefolgt von den Bushwackers und den Foreigners. Beide Teams aus London sind überraschend gut in die neue Saison gestartet, wurde vorher doch lediglich dem Mittelfeld zugerechnet. Ganz unten tummeln sich weiter die Neulinge der Harrington Harriers, die zwar noch immer keine Punkte, aber immerhin mal die ersten Treffer erzielt haben, vor Pittenweem, deren Saisonstart einem Albtraum gleicht.

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