Die beiden Halbfinalpartien im Europapokal, der dieses Mal in Spanien stattfindet, sind gespielt, es gab Enttäuschung und Tränen, aber auch Jubel und einige Kampfansagen in Richtung Finale. Dort wird es ein brisantes Duell geben.
SK Paranoia Plovdiv vs. SC Biel Belzebubs
20-0
Ungläubig starrtte Belzebubs-Trainer Guus Smit auf das Spielfeld. Soeben hatte sein Superstar Levi Weizmann seinen Kickversuch an die Torstange gesetzt, von wo aus er auf die Mittelstange prallte und abtropfte. Nach vorne. Kein Tor. Weizmann stand ließ sich völlig ausgepowered auf den Boden fallen, denn er wusste, was das bedeutete: Das Spiel ist aus, die Belzebubs sind im Halbfinale des Europapokals gegen Paranoia Plovdiv ausgeschieden. Wieder kein Titel. Zu behaupten, dass sich mit Paranoia der Außenseiter durchgesetzt hatte, wäre falsch, immerhin ist der Club aus Bulgarien Titelverteidiger. Trotzdem sahen die Wettanbieter die Schweizer vorne.
Vor der Bank von Ploviv bildete sich dagegen schnell eine Traube aus jubelnden Spieler*innen und Personal, die vor allem Artjom Sorokin herzten. Er war der Matchwinner, sorgte mit seinen beiden Wurftreffern für die Basis des heutigen Siegs, die dann von Kicker & Passer Trayana Yankova Paskaleva veredelt wurden. Paskaleva: „Artjom hat heute ein super Spiel gemacht. Die Schweizer standen in der Defense enorm gut und haben kaum Chancen zugelassen. Er hat einfach auf die eine Lücke gewartet. Diese Geduld, wow!“
In der Tat sah die Schweizer Marschroute zunächst vor, keine Punkte zuzulassen. Es haperte dann jedoch mit der Verwertung der eigenen Chancen, denn alle drei Rusher vergaben teilweise Hochkaräter. Der Franzose Thierry Descamps sprach aus, was wohl alle Belzebubs nach diesem Spiel dachten: „Der Sieg war zum Greifen nah. Wir haben ja kein schlechtes Spiel gemacht, nur war der Gegner heute einen Ticken besser. Ich bin sehr enttäuscht.“
Wie es nun mit Guus Smit weitergeht, ist derweil offen. Bislang stand Sonnenkönig und Clubpräsident Emil Huttenlocher hinter dem Holländer, aber einige aus dem Umfeld des Teams munkeln, dass es nun mit der Loyalität vorbei sein könnte.
Plovdiv freut sich derweil über den Einzug ins Finale. Matchwinner Sorokin: „Am liebsten wäre mir natürlich ein Duell gegen Flower of Montrose. In der englischen Presse ist damals viel Blödsinn über mich geschrieben worden. Ich würde die Antwort nun gerne auf dem Platz geben!“
Føroyingar Rugby vs. Flower of Montrose
20-45
Auf dem Papier waren die Karten klar verteilt: Dass es der Club von den Färöern überhaupt ins Halbfinale geschafft hatte, war schon eine Sensation, aber gegen die starken Schotten würden sie keine Chance haben. So zumindest die „Expert*innen“ und Wettmacher.
Auf dem Feld in Toledo sah das Spiel zunächst allerdings weit weniger eindeutig aus: Zwar konnte Avery Samsonite mit zwei Wurftreffern für die Führung von Montrose sorgen, allerdings versagten Kicker & Passer beim zweiten Kick5 die Nerven und er verzog den Schuss in den Nachthimmel über Spanien.
Nun kam die Stunde von Ástrið Børresen: Ein platzierter Kick von ihr sowie ein erfolgreicher Kick10 von K&P Kári Svabo später lag der Außenseiter plötzlich vorn! Das Publikum staunte nicht schlecht, schlug sich aber begeistert auf die Seite der Nordlichter, während die Anweisungen von Montrose-Trainer Hamish MacDonald of Clanranald plötzlich hektisch wurden. Vor allem die Defense zeigte ungewohnte Schwächen bei hohen, schnellen Bällen. Das wollten die Färöer gleich ein zweites Mal ausnutzten, doch dieses Mal war Keeper Amanda Chung zur Stelle und rettet auf der Linie.
Es folgte der bärenstarke Auftritt von Alvaro Babelli: Innerhalb von zwei Runden versenkte er zwei Kicktreffer im Kasten von Bjarki Haraldsen und da auch Fynn Little nun besser zielte, ging Montrose zunächst in Führung und baute diese aus. „Ich war doch ganz schön nervös, auch wenn ich das vielleicht gar nicht so sagen sollte. Aber es ist schon ein geiles Gefühl hier beim Europapokal zu spielen. Leider sind zwei Aktionen heute daneben gegangen, aber ich verspreche, dass sich das im Finale ändern wird“, so ein glücklicher Little im Anschluss.
Den Färöern war zwar die Enttäuschung anzusehen, aber nach einer kurzen Ansprache im Teamkreis zogen die Spieler*innen in ihre Fankurve, wo sie sich ausgiebig feiern ließen. „Heute Abend wird es feuchtfröhlich, soviel steht fest! Schade, dass wir nicht gewonnen haben, aber das Finale ist dann eben unser Ziel für nächstes Mal“, zeigte sich Børresen angriffslustig.
Das Finale findet am kommenden Sonntag um 20 Uhr in Valladolid statt: