Prides von Aufsteiger rasiert

Der eilig angesetzte Saisonstart unter der Woche begann mit der ein oder anderen faustdicken Überraschung. Allein der Blick auf die Tabelle offenbart, dass es bei den Meisterschaftskandidaten noch nicht überall rund läuft, während vor allem die Aufsteiger von den geringeren Änderungen in ihren Teams profitieren.

Conquerers of Saint Ives vs. Southampton Rovers

10-0

„Spielerisch war das natürlich noch ausbaufähig, aber nach der verkorksten Vorbereitung bin ich mehr als zufrieden mit dem Ergebnis! Und unser Joker hat gleich mal gestochen“, erklärte Conquerers-Trainer Athelwulf Nithercott nach dem knappen Sieg seines Teams. Mit Joker war Neuzugang Schelju Naidenov gemeint, der in der Winterpause von Europapokalsieger Paranoia Plovdiv aus Bulgarien gekommen war. Ein Interview wollte er aufgrund mangelnder Englischkenntnisse zwar noch nicht geben, aber für den Daumen nach oben reichte es schon.

Anders sah es dagegen auf der anderen Seite aus. Rovers-Trainer John Littleborough war angefressen: „Wir haben so viele Chancen fahrlässig vergeben, kein Wunder, dass wir am Ende ohne Punkte dastehen.“

In der Tat war seine Offense zwar immer brandgefährlich vor dem Tor der Saints, aber Punkte gab es trotzdem keine. Nachwuchsspieler Kippie Makeba (Südafrika), den die Rovers im Draft geholt hatten, versuchte zwar sein Bestes, hatte aber noch mit dem hohen Tempo in der Liga zu kämpfen.

 

Letterkenny Casuals vs. Cheapside Sloggers

35-0

Im Duell der beiden Aufsteiger behielten die Iren aus Letterkenny die Nase vorn – und zwar deutlich. Die neue Trainerin der Sloggers, Winifred Catfish, war überhaupt nicht zufrieden: „Man kann darüber streiten, ob es von Vorteil ist, wenn man den Gegner so gut kennt. Letterkenny hat sich gezielt auf unsere Schwächen gestürzt und ist damit gut gefahren. Wir sind dagegen überhaupt nicht ins Spiel gekommen. Ich sehe noch viel Arbeit auf uns zukommen!“

Bei den Gastgebern stand Center Rusher Roisin Byrne im Mittelpunkt, die einmal per Kick und einmal per Wurf traf. Auch der Neuzugang vom verhassten Nachbarn Ulster aus Nordirland, Omagh O’Sullivan, konnte bei Letterkenny erste Akzente setzen. Der Kicker + Passer wurde allerdings verbal auch wiederholt von den eigenen Fans angegangen. „Ich kann damit umgehen, habe nichts anderes erwartet“, so O’Sullivan hinterher. „Solange meine Leistung stimmt, habe ich mir nichts vorzuwerfen. Den Fans geht es um Politik, das hat nichts im Sport zu suchen!“

 

Lincolnshire Saxons vs. Kerry Celtic

25-30

Für den selbst ernannten Meisterschaftskandidaten Saxons gab es im ersten Spiel sogleich den ersten Dämpfer. Gegen das junge irische Team der Celtics gab es eine knappe, aber verdiente Niederlage. „Unser Spiel war zu einseitig, fast alle Angriffe liefen über Aria Pivendale. Das muss Henry [Little jr, Sohn des Trainers und Kicker + Passer der Saxons] künftig besser machen. Wir haben noch mehr Spieler*innen in der Offense, die was können!“, monierte Saxons-Trainer Henry Little.

Bei den Celtics wusste Patrick O’Shea zu überzeugen, der in der Winterpause von den Bath Academics gewechselt war, und zwei Kicks in Tore ummünzte. Aber auch Draft-Neuzugang Jehan Rahim holte die ersten Punkte als KP für ihr neues Team. „Ich bin sehr zufrieden mit meinem Einstand. Und nun werde ich eine Runde ausgeben. Ich trinke selbst keinen Alkohol, aber das hindert mich nicht am Feiern!“, so die gebürtige Ägypterin.

 

Mancunian Pride vs. Wolverhampton Locks

0-50

„Wir haben uns regelrecht abschlachten lassen! Von einem Aufsteiger! Schlimmer geht es nicht! Natürlich war die Saisonvorbereitung aufgrund des Hin und Hers des Verbands chaotisch, aber das ist keine Ausrede, denn es ging den anderen ja auch so. Ich bin fassungslos, auch über meine eigene Leistung!“, so ein wütender Marcus Gore, Left Rusher bei den Prides, bevor er grummelnd Hand in Hand mit seinem Lebensgefährten verschwand.

Seine Trainerin Summer McPride wollte gar nicht erst mit der Presse reden, stattdessen sprach ihr Gesichtsausdruck Bände, als sie an den wartenden Reporter*innen vorbei stapfte.

Bei den Locks herrschte dagegen ausgelassene Freude: „Mit diesen Punkten haben wir so gar nicht gerechnet. Aber ich mag das. Von mir aus kann es so weitergehen in dieser Liga!“, erklärte Locks-Trainer Duncan McPherson, der schon seit 15 Jahren in Wolverhampton das Zepter schwingt und sein Team nun erstmals in die erste Liga geführt hat. Beste Spielerin auf dem Platz war Neha Chadha, die mit drei Würfen und einem Kick fast alleine für die Klatsche der Prides verantwortlich war. „Ich hab mir das tatsächlich etwas schwerer vorgestellt in Liga 1“, zuckte sie im Interview lachend die Schultern.

 

Flower of Montrose vs. RC Victoria on Sea

30:20

Der Titelverteidiger von der Isle of Wight musste im ersten Spiel der Saison bei den Schotten aus Montrose in der SaferFun Arena antreten. Montrose, deren erklärtes Ziel die Meisterschaft ist, hatte in der Pause kräftig aufgerüstet: Für die wegen ihrer Schwangerschaft pausierenden Keeper Amanda Chung wurde der Portugiese Aberlin Castro vom Dragao Porto RC verpflichtet, während der neue KP Fynn Little, der von Kerry Celtic gekommen war, als eines der größten Rugby-Talente der letzten Jahre gehandelt wird. Little stellte sein Können sogleich unter Beweis, wirbelte auf dem Spielfeld umher und spielte die gegnerische Defense geradezu schwindelig. Auch beim Punkten war er präzise und steuerte einen Kick und einen Wurf bei.

Victorias Trainer Gordon of Roxburghe war daher voll des Lobs für den Gegner: „Natürlich ärgert mich unsere Niederlage, aber Little spielt einfach hervorragenden Rugby. Es macht Spaß ihm zuzusehen!“ Sein eigenes Team hatte noch Abstimmungsschwierigkeiten, vor allem der französische Neuzugang Clement Lefèvre auf der Position des KP wirkte wie ein Fremdkörper auf dem Feld und hatte noch nicht alle Laufwege seiner Rusher verinnerlicht.

 

Bath Academics vs. Ulster RC

20:40

„Ich dachte eigentlich, dass wir diese Kinderkrankheiten hinter uns gelassen haben, aber scheinbar ist das nicht so“, brummelte ein angefressener Academics-Trainer Paul Ethan Burberry in seinen Bart. Gemeint waren vor allem seine beiden Tackle, Loki Olsson und Roberto Gómez, die sich wiederholt von Ulster-KP Ingrid Bengtsson verladen ließen, die das daraufhin freie Feld für Würfe und Kicks vor allem zu ihrem Right Rusher Brian Ballymoney nutzte. „Ich bin froh über die ersten Punkte. Heute hat es wirklich Spaß gemacht, auch wenn es schade war, dass nur so wenig Zuschauer da waren“, so die Schwedin im Anschluss.

Academics-Manager Ulrich Mateschitz gab dem Verband die Schuld daran: „An einem Nachmittag unter der Woche mit einer Vorlaufzeit von zwei Tagen. Wie sollen die Fans es da ins Stadion schaffen? Das ist eine wirtschaftliche Katastrophe, wenn man jetzt auch noch die letzten Treuen verprellt“, schimpfte der Österreicher.

Dunfermline Thistle vs. Magic Carmarthen

30:40

„Eigentlich fällt das Ergebnis viel zu knapp aus. Wir haben Thistle dominiert, allerdings war unsere Defense ein paar Mal zu weit weg vom Gegner, sodass Dunfermline zu viele Punkte erzielen konnte. Das müssen wir abstellen, bei anderen Gegnern wird das sonst richtig bestraft“, analysierte Carmarthen-Trainer Magnus Thompson das Geschehen.

Neuzugang Benthe van den Berg, die von den Biel Belzebubs aus der Schweiz gekommen ist, drückte der Partie ihren Stempel auf und erzielte zwei Treffer per Kick. „Sie ist sehr schnell und präzise. Mir ihr im Team werden wir mit dem Abstieg nichts zu tun haben in dieser Saison“, zeigte sich Thompson zuversichtlich.

Thistles Trainer Donall MacHughie wetterte vor allem über die äußeren Umstände. „Ich verstehe die Intention, dass der Verband Verbesserungen durchsetzen will. Aber künftig sollten die Vereine frühzeitig mit ins Boot geholt werden. Dann wäre das alles anders gelaufen. Kein Wunder, dass wir so durch den Wind waren.“

Seiner neu formierten Defense, Nikolaj Antonov (vorher Union of Ferndale) und Kareena Kapoor, merkte man zu oft an, dass die Abstimmungen noch nicht perfektioniert waren. Eine Gefahr, wenn eine Weltklassespielerin wie van den Berg auf der anderen Seite steht. „Das wird noch werden. Gebt uns mal ein, zwei Wochen, dann werdet ihr ein anderes Thistle sehen“, prophezeite Florian Richter, KP bei den Schotten.

Ein Kommentar

  1. Also vom Titelverteidiger habe ich aber ein bisschen mehr Professional erwartet. Der Trainer sollte sich vielleicht mehr auf seine eigenen Leute konzentrieren statt den Gegner anzuschmachten. Kein Wunder, dass der neue so lost gewirkt hat.

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