Noch knapp drei Wochen bis zum Start der 1988er Saison im Harrington Rugby. Während sich die Brooms’n’Joy League auf den Draft vorbereitet, werden in der Honour League kleinere Brötchen gebacken. Doch während die Vorbereitung bei den meisten Teams der zweiten Liga Magic Britains ihren gewöhnlichen Gang geht, kommen die neu gegründeten Harrington Harriers nicht zur Ruhe.
Dass ein Teil der Sponsoren weggefallen ist und auch der Stadionneubau erstmal auf Eis liegt, ist bereits seit einigen Wochen bekannt. Nun droht neues Ungemach: Joshua Evans, ehemaliger Rugbyprofi von Bath Academics und bisher als Trainer bei den Harriers auf der Bank, wird seinen Posten nicht wie vorgesehen ausüben können.
„Ja, es stimmt, ich werde den Job bei den Harriers nur noch in Teilzeit ausüben“, erklärt Evans, der während seiner aktiven Karriere als Frauenschwarm galt und noch immer mit seinem Charme bezaubert, auf Anfrage des Daily Observers. „Ich muss meinen Lebensunterhalt schließlich irgendwie bestreiten und habe deswegen einen Job als Scout bei den Bath Academics angenommen.“
Auch nach dem Ende der aktiven Karriere ist der Kontakt zu seinem ehemaligen Arbeitgeber aus Südengland nie ganz abgerissen, wie auch Academics-Präsident Liz Bluebutton erklärt: „Wir halten große Stücke auf Joshua, deswegen haben wir ihm den Posten als Scout angeboten. Die Jugendarbeit wird zunehmend wichtiger im Rugby, wir müssen frühzeitig ein Auge darauf haben. Und Joshua verfügt über große Expertise, was den Nachwuchsbereich angeht. Er ist immer noch dicht dran an der Oak League [Schulliga der renommierten Schulen Magic Britains, Anmerkung d. Redaktion], hat gute Kontakte. Und unsere Ergebnisse in den letzten Jahren waren leider alles andere als zufriedenstellend, sodass wir schnell handeln mussten.“
Evans spielte bis zu seinem Karriereende 1983 bei den Academics als Kicker & Passer. Legendär ist bis heute sein Auftritt gegen die Southampton Rovers am vorletzten Spieltag der Saison 1982: Aufgrund einer verlorenen Wette trat er damals beim letzten Kick des Spiels nur auf Socken an – und traf zum 35:30-Erfolg. „Wettschulden sind Ehrenschulden“, gab er damals zu Protokoll und ging damit in die Annalen des Harrington Rugby ein.
Evans war danach an der Broughton Academy angestellt und hat sich dort um die sportliche Ausbildung der Wächteranwärter*innen gekümmert. Da lag es nahe, dass er zur neuen Saison, in der die altehrwürdige Akademie mit den Harriers erstmals seit vielen Jahren wieder ein Rugbyteam stellt, den Posten des Trainers übernehmen sollte. Nun ist er allerdings ein Opfer des Liebesentzugs der Alumni für ihre alte Ausbildungsstätte geworden: Nachdem sich einige Personen aus dem Board of Broughtons zurückgezogen haben, fällt die Unterstützung des Rugbyteams offenbar kleiner aus und Evans kann nicht mehr Vollzeit angestellt bleiben.
“Ich finde das selbst sehr schade, denn ich glaube, dass wir bei den Harriers wirklich etwas hätten aufbauen können. Die neue Regelung mit der Akademie ist ungünstig, aber unter den Umständen noch das Beste für alle Beteiligten. Und ich freue mich natürlich auf die Aufgabe bei den Academics”, gibt Evans zu Protokoll.
Künftig wird er bei den Harriers nur noch das Abschlusstraining und die Spielanalyse montags im Anschluss an die Partie übernehmen. Außerdem soll er am Sonntag bei den Punktspielen am Spielfeldrand coachen. Den Rest der Woche wird er stattdessen auf Talentsuche für die Academics gehen. “Ich werde wohl viel reisen und mir die Talente direkt an den renommierten Schulen ansehen. Das ist eine spannende Aufgabe”, freut sich der Ex-Rusher.
Bei den Harrington Harriers soll es nun eine interne Lösung geben. So wird zunächst Benedict Devereaux-Montmorency den Job als Coach übernehmen. Er ist normalerweise als Professor an der Akademie tätig, besuchte aber in seiner die Jugend die renommierte Pontefract Academy, wo er im erfolgreichen Rugbyteam gespielt hat. Kenneth Peacock, Schulleiter der Broughton Academy, wollte sich zu den Personalien allerdings nicht näher äußern: “Wir sind noch in einem Prozess der Findung, da sind Änderungen immer möglich. Noch haben wir drei Wochen Zeit, da kann noch viel passieren.”