Am 12. Spieltag der Honour League gerieten die bisherigen Aufstiegskandidaten in raues Fahrwasser und kassieren allesamt Niederlagen. Das konnten die Cheapside Sloggers zu ihren Gunsten nutzen – und mischen nun plötzlich im Kampf um den Aufstieg in die Brooms’n’Joy League mit.
Lincolnshire Saxons vs. Pittenweem RC
10-35
Auf dem Papier sollte diese Partie eine eindeutige Angelegenheit werden: Tabellenführer Lincolnshire empfing am Sonntag den Pittenweem RC, der tief im Tabellenkeller steckt. Aber Pittenweem machte von Anfang an deutlich, dass sie die Reise nach Market Rasen ins Stadion The Armoury nicht angetreten waren, um Geschenke zu verteilen.
Ernestine Duffey zeigte einmal mehr, wieso die Gerüchteküche um ihren potentiellen Wechsel in die Eliteliga momentan hochkocht: Mit einem Kicktreffer brachte sie den Underdog in Front, auch wenn ihr Kicker & Passer Walter Treadway nicht traf. Kurz darauf verschlief die Abwehr der Gäste dann einen Angriff der Saxons und kassierte den Ausgleich durch einen Wurf von Dusten Hawthorne mit anschließendem Kick5-Treffer durch K&P Henry Little jr. „Da haben wir wirklich ganz alt ausgesehen. Wir hätten beide viel engagierter auf den Rusher gehen müssen, dann wäre er dort nicht durchgekommen“, erklärte Pittenweems Right Tackle Rufus Chambers den Fauxpas.
Zum Glück sorgte die Offense durch weitere Treffer von William Doncaster und erneut Duffey für die Rückeroberung der Führung, die Pittenweem bis zum Schluss auch nicht mehr abgab. Für die Saxons hieß es dann Zittern und auf die Ergebnisse aus den anderen Stadien warten, denn die nichts weniger als die Tabellenführung stand auf dem Spiel.
Snowdonian Eagles vs. Shropshire Sheep
5-30
Die Luft für Eagles-Trainer Owain Graham wird immer dünner: In einem ganz schwachen Spiel kassierte sein Team eine erneute Niederlage und rutschte in der Tabelle noch weiter ab.
Die Sheep mussten gar nicht viel Aufwand betreiben, um die drei Punkte mit nach Hause zu nehmen: Allzweckwaffe Megan O’Kelly brauchte zwar bis zur 7. Angriffsrunde, entschied dann das Spiel mit zwei Kicktreffern aber quasi im Alleingang. Der Ehrentreffer für die Gastgeber*innen durch Alparslan Chutani änderte an der Niederlage der Waliser*innen auch nichts mehr.
„Ich bin bedient, die Mannschaft hat mal wieder nichts von dem umgesetzt, was wir im Vorfeld besprochen haben. Vielleicht bin ich nicht mehr der richtige für diesen Job“, deutete Graham an, dass die Zeichen auf Abschied stehen könnten.
Cheapside Sloggers vs. London Foreigners
20-15
Ein wohl platzierter Kick von Jolene Cunningham und ein verwandelter Kick10 durch Kicker & Passer Mick Fletcher sorgten am Sonntag dafür, dass die Cheapside Sloggers plötzlich wieder ein Wörtchen im Duell um den Aufstieg mitzureden haben.
Die reichten nämlich aus, um die Defense der London Foreigners gehörig ins Schwitzen zu bringen. Und auch in der Offense lief es alles andere als rund: Zwar verwandelte Dayitah Singh ihren Wurf und auch Jaspal Rani traf das Tor, aber K&P Oliver Summers konnte nur einen seiner beiden Kick5 verwandeln. „Ich ärgere mich einfach wahnsinnig. Ich bin im Anlauf beim zweiten Kick ein wenig weggerutscht und hab den Ball nicht richtig getroffen. Der wird wahrscheinlich immer noch im Park nebenan gesucht“, versuchte er sich in Galgenhumor.
„Wer uns vorschnell abgeschrieben hat, wurde nun eines Besseren belehrt! Wir haben letztes Jahr die Luft der Brooms’n’Joy League geschnuppert und Erfolg riecht gut! Wir wollen dahin zurück! Wir werden kämpfen bis zum Schluss“, gab dagegen Sloggers-Keeper Antonio Mancini die Marschroute für die kommenden Wochen vor.
Bushwackers London vs. Harrington Harriers
0-70
Nachdem die Sloggers in der Vorwoche den Höhenflug der Harriers unterbrochen hatten, zeigte sich das Team aus Harrington vor dem Spiel bei den starken Bushwackers bescheidener. Coach Joshua Evans, der in enger Abstimmung mit Benedict Devereaux-Montmorency die Leitung des Teams innehat, betonte das noch unmittelbar vor dem Spiel: „Wir müssen niemandem etwas beweisen, da das Team neu gegründet wurde. Aber natürlich machen sich die Spieler*innen alle selbst gehörig Druck, denn sie sind ehrgeizig und haben durch die guten Ergebnisse vor der Sommerpause Höhenluft geschnuppert.“
Gegen die Bushwackers traten die Harriers dann auch stark verbessert auf. Vor allem die Defense um Liam Spencer und Keiran O’Malley wusste zu überzeugen und nahm die starke Josephine King komplett aus dem Spiel. „Ein schweres Stück Arbeit“, keuchte Spencer unmittelbar nach Abpfiff.
Aber auch ein Problem für die Londoner, denn die Offense ist komplett auf King ausgerichtet. Hinzu kamen eklatante Abwehrfehler, die gleich im ersten Angriff der Harriers dafür sorgten, dass Frances Nigellus einen Kicktreffer erzielen konnte. Es folgte der Auftritt von Thane Mullen – zurecht im Anschluss Player of the Match geworden – der nach einem Wurftreffer noch zwei Kicktreffer nachlegte und großen Anteil an der heftigen Klatsche der Bushwackers hatte.
Auch Harriers-Kicker & Passer Vincent Kanouté wusste am Sonntag zu überzeugen und verwandelte seine Kicks sicher. Livia May als dritte Spielerin der Offense traf zwar nicht selbst, verteilte die Bälle vorne aber immer wieder geschickt und trug so zum Erfolg ihres Teams bei. Einzig Keeper Pauline of Rubin griff kaum ins Geschehen ein, was auch der guten Defenseleistung der beiden Tackles vor ihr geschuldet war.
Und während die Londoner Fans nach Abpfiff ihr eigenes Team mit Buhrufen in die Kabine verabschiedeten, spendeten sie den Gegnern wohlwollenden Applaus. „Das erlebt man auch nicht alle Tage“, freute sich Nigellus über den Sieg.
Mercia Athletic vs. Merseyside Athletic
40-30
Nein, es läuft einfach nicht bei Merseyside. Die Liverpooler spielen bislang eine unterirdische Saison, dabei hatte man sich so viel vorgenommen: Die Gedenkveranstaltung zum zehnjährigen Jubiläum des schrecklichen Anschlags im Stadion steht Ende des Monats an und man wollte diese Saison eigentlich nutzen, um für positive Presse zu sorgen und durch neuen sportlichen Glanz die Bedeutung des Vereins im politischen Kontext der Integration von Exceptionern zu feiern. Doch stattdessen rennt man den eigenen Ansprüchen meilenweit hinterher und findet sich im Tabellenkeller. Dort stand bislang auch das Team von Mercia, das vor der Saison ebenfalls höhere Ziele hatte. Doch seitdem im Sommer Reeva Owen als Trainer installiert wurde, läuft es besser im Crusader’s Pit, das mit knapp 8000 Zuschauer*innen nicht komplett ausverkauft war.
Das Spiel begann für Merseyside noch vielversprechend: Bram Stoker verlud seinen Gegenspieler und traf per Wurf ins rechte Eck. Auch K&P Logan Plymouth verwandelte seinen Kick5. Kurz darauf zeigten die beiden sogar erneut ihr Können, dieses Mal allerdings per Kick. Eine deutliche Führung von 30-0 stand nun also für die Gäste aus Liverpool auf der Anzeigentafel. Das sollte doch wohl reichen?
Nein, denn in der zweiten Halbzeit wurde der komplette Spielverlauf auf den Kopf gestellt: Gwendolyn Avonlea und Virendra Basak trafen beide per Kick für Mercia und da auch Kicker & Passer Melanie Jung erfolgreich war, stand es am Ende 40-30 für die Gastgeber*innen.
„Ich bin maßlos enttäuscht. Wenn wir nicht einmal so einen deutlichen Vorsprung über die Zeit bringen können, dann sind wir vielleicht in dieser Liga falsch. Ich denke, da wird man sich am Ende der Saison auch Gedanken machen müssen, ob wir den Ansprüchen gerecht werden. Vielleicht sollten wir doch verstärkt auf Breitensport setzen und die Förderung des Rugbyteams lassen. Ich weiß es nicht“, kommentierte eine enttäuschte Kerron Roopchand-Clark, Präsidentin von Merseyside, die erneute Niederlage, die den Platz am Tabellenende festigt.
Das Spitzentrio ist nun also zu einem Quartett geworden, denn die Cheapside Sloggers nutzten die Niederlagen der anderen Teams und setzten sich nun ihrerseits auf dem dritten Tabellenplatz, punktgleich mit den Bushwackers, fest. Die Foreigners mussten dagegen am meisten Federn lassen, stehen nur noch auf Platz 4 und spüren den Atem der Verfolger der Harriers und Eagles schon im Nacken.