Alarmstufe Rot! In Belfast empfing der Ulster RC am Sonntag den ungeliebten Rivalen aus Letterkenny. Nach den Vorfällen aus den vergangenen Jahren wurden die Sicherheitskräfte in Alarmbereitschaft versetzt, aber außer Schmierereien und ein paar blutigen Nasen blieb alles friedlich. Derbystimmung eben. Derweil hat die Brooms’n’Joy League nach dem 16. Spieltag einen neuen Tabellenführer.
Flower of Montrose vs. Victoria on Sea
10-40
Montrose-Trainer Hamish Macdonald of Clanranald hatte im Vorfeld gewarnt: „Man darf Victoria niemals unterschätzen! Zwar stehen sie nicht so gut dar, wie man angesichts ihrer Leistungsdichte erwarten würde, aber deshalb sind sie nicht ungefährlich!“
Und er sollte Recht behalten, denn Victoria erwies sich als ein zäher Gegner für den Tabellenführer. Obwohl der erste Wurfversuch von Lucas May noch daneben ging und stattdessen Aria Pivendale für Montrose die Führung markierte, ließ sich das Team von der Isle of Wight nicht aus der Ruhe bringen. May forderte im nächsten Angriff vehement den Ball von Kicker & Passer Clement Lefèvre und bekam ihn auch. Nach einem scharfen Wurf links oben in die Maschen drehte May ab und bejubelte seinen Treffer mit den mitgereisten Fans. Auf der Trainerbank der Schotten hörte man dagegen Clanranald fluchen.
Auch in der Folge spielte Victoria seinen Stiefel herunter: Winston-Wilbur Wilmington zeigte zwei Mal seine Klasse, zwei Mal traf er – und der Drops war gelutscht. „Der Trainer hat einen genauen Plan vorgegeben, den wir durchgespielt haben und er ist aufgegangen. Das war eine super Leistung heute“, erklärte May im Anschluss.
Maidstone Gardeners vs. Magic Carmarthen
10-10
Im Mittelpunkt der Partie standen die Defenses von Maidstone und Carmarthen, die das Spiel lange offen hielten und den jeweiligen Gegner zur Verzweiflung brachten. Ganze neun Runden dauerte es, bis es Glesni Galeforth von Magic schließlich gelang, an den beiden Gardeners-Tackles Damini Amantya und Delroy Shillingford vorbeizukommen und einen Treffer per Wurf zu erzielen. Zuvor hatten die beiden Defeneseleute alles abgeräumt, was sich ihnen entgegen stellte, während Keeper Sally-Anne Perkins die restlichen Wurf- und Schussversuche abwehrte. „Ich war da einen Schritt zu spät. Das ärgert mich sehr, denn bis dahin habe ich fehlerlos gespielt“, bedauerte Shillingford nach dem Spiel.
Auf der anderen Seite waren es Gwenna Gilmore und Keket Salah, die den Rückraum bei Magic abriegelten. Aber auch sie fanden ihren Meister, denn Gardeners-Star Sapphire Hawkins, die in den letzten Spielen immer getroffen hatte, setzte ihre Serie fort und konnten einen Wurftreffer landen.
„Ein leistungsgerechtes Unentschieden!“, befand nach dem Spiel Gardeners-Trainerin Clementine Edwards.
Ulster RC vs. Letterkenny Casuals
15-20
Die brisanteste Partie des Spieltags stieg derweil in Belfast, wo sich mit dem Ulster RC und den Letterkenny Casuals zwei Teams aus Nordirland bzw. Irland trafen. In der Vergangenheit hatte es bei verschiedenen Partien diverse Vorfälle gegeben, sodass die Sicherheitsauflagen entsprechend hoch waren und die Fans erst nach intensiven Kontrollen in das Ulster Stadium durften. Im Anschluss berichteten die Sicherheitskräfte von mehreren Handgreiflichkeiten zumeist auf den Toiletten, wo auch eine Schmiererei „Mystic is Magic!“ gefunden wurde, aber insgesamt gab es wohl schon heißere Derbies. Nun wird nach dem Täter der illegalen Malerarbeiten gesucht.
Sportlich war das Spiel eine eindeutige Angelegenheit, zumindest auf dem Papier, wo Ulster um die Tabellenführung rang, während der abgeschlagene Letzte aus Letterkenny wohl in der kommenden Saison wieder zweitklassig sein wird. Aber dieses Spiel mobilisierte ungeahnte Kräfte bei den Ir*innen, die sich durch die frühe Führung von Brian Ballymoney nicht irritieren ließen. Esme Wharton und Rory McFinnell sorgten per Wurftreffer in Kombination mit Kicker & Passer Omagh O’Sullivan für die Führung von Letterkenny. O’Sullivan, der früher bei Ulster spielte, wurde zwar bei jeder Ballberührung ausgebuht, verwandelte seine beiden Kick5-Versuche jedoch sicher. „Ich kenne das schon. Aber es ist mir egal – solange wir am Ende mit einem Sieg in der Tasche nach Hause gehen!“, erklärte er hinterher.
Und das sollte er, denn sein Gegenspieler auf der anderen Seite, Ingrid Bengtsson, traf ihren zweiten Kick5 nicht, sodass Ulster nur auf 15 Punkte kam und damit unterlag. „Ich bin untröstlich!“, so die Schwedin, die sich einige Schmähungen von den Tribünen anhören musste, während die Spieler*innen von Letterkenny ihren Derbysieg ausgiebig auf dem Rasen feierten.
Bath Academics vs. Southampton Rovers
25-35
Vielleicht führt das Leben als Superstar dazu, dass man ab und zu mal beweisen muss, dass man sich alles erlauben kann – zumindest wirkte das Verhalten von Alessandro Locatelli in der Vorwoche so, als er ohne ein Wort zu Trainer, Kollegen oder Presse das Stadion verließ. Unter der Woche lehnte er alle Interviewanfragen ab und ließ über einen Sprecher ausrichten, er wolle sich nur auf Rugby konzentrieren.
Was auch immer er getrieben hat, es hat offenbar gewirkt, denn er hatte am Sonntag einen Löwenanteil am Sieg seiner Rovers gegen Bath. Interviews wollte er zwar noch immer nicht geben, aber das übernahmen dafür andere: „Er hat eben manchmal seine fünf Minuten, dann muss man ihn in Ruhe lassen. Und seine Leistungen sprechen eben für sich. Wir können damit alle ganz gut umgehen und wissen schon, wann es besser ist, ihn nicht anzusprechen“, erklärte Rovers-Rusher Manni Schlegel.
Dunfermline Thistle vs. Wolverhampton Locks
10-30
Thistle gelang es nur in der ersten Halbzeit, das Match ausgeglichen zu gestalten: Nachdem Thomas O’Connor und Neha Chadha mit ihren Wurftreffern die Locks in Front gebracht hatten, erzielte Issa Hegazy per Kick den Ausgleich, während noch keiner der beiden Kicker & Passer getroffen hatte.
Mit der Pause war jedoch merklich ein Bruch im Spiel, Thistle wirkte nun fahrig und schaffte es nicht mehr, seine Angriffe sauber zu Ende zu spielen. Letztlich konnten die Locks eine Unaufmerksamkeit der Defense von Thistle nutzen und Chadha einen Kicktreffer zur Führung erzielen. Da endlich auch K&P Hannah Leibowitz traf, feierten die Locks einen Sieg, während Thistle weiter unten im Tabellenkeller festhängt.
Conquerers of Saint Ives vs. Mancunian Pride
85-40
Nelly Williams war einmal mehr die Person der Stunde. Williams legte mit zwei Kicks und einem Wurf die Basis für den Sieg der Conquerers, auch wenn dieser am Ende ein wenig zu hoch ausfiel, denn auch die Prides hatten ihre Spielanteile. Letztlich schlugen sie sich aber selbst, denn die gute Offense-Leistung wurde durch zwei große Schnitzer in der Defense zunichte gemacht. „Ganz, ganz schwach! Richtig scheiße! So ein Dreck!“, hörte man Right Tackle Kraigg Massiah schimpfen, nachdem er Williams passieren lassen musste. Auch beim Kick von Schelju Naidenov sah Massiah nicht gut aus und nahm die Niederlage dann auch auf seine Kappe: „Das war einfach Käse, was ich mir da zusammengespielt habe!“
Trotz der Fehler duellierten sich beide Teams auf einem hohen Niveau, wie auch Conquerers-Keeper Henry Matthews zugab: „Das war ganz schön schwer heute, auch wenn das Ergebnis anders aussieht. Ich spüre jeden einzelnen Muskel und denke, den anderen wird es ähnlich gehen. Physisch sehr anstrengend!“
Kerry Celtic vs. Cymru Union of Ferndale
30-20
Nachdem es bei den Celtics letzte Woche noch Überlegungen gegeben hatte, Protest gegen die Wertung der Partie gegen die Prides einzulegen, nahm man unter der Woche davon Abstand: „Man muss diese Entscheidungen des Schiedsrichters akzeptieren, wie sie im Spiel vorkommen. Beim nächsten Mal profitieren wir dann eben davon, das weiß man ja nie“, so Trainer Seamus McKenna.
Am Sonntag gab es dagegen wenig zu protestieren, beide Seiten konnten mit dem Ergebnis leben, auch wenn Union einigen Chancen hinterher trauerte. „LeVar Davies hatte zu Beginn des Siels zwei Würfe, die leider vorbei gingen. Wenn er die so früh im Spiel reingemacht hätte, hätte das Match vielleicht noch eine andere Dynamik bekommen. So müssen wir mit der Niederlage leben“, erklärte Trainer James Rhys.
Fazit: Locatelli bringt seine Rovers auf die Siegerstraße und darf sich am Ende des Tages über die Tabellenführung freuen. Die Flowers sind nach der Sommerpause und dem verlorenen Europacup-Finale noch auf der Suche nach ihrer Konstanz und müssen sich vorerst mit dem zweiten Tabellenplatz abfinden, während ganz unten in der Tabelle die Casuals einen letztlich nutzlosen Derbysieg feiern. Immerhin ist das gut fürs Ego!