Bevor die neue Saison der Brooms’n’Joy League startet, werfen wir einen genaueren Blick auf die Aufsteiger. Und in dieser Saison gibt es statt der üblichen zwei sogar drei neue Clubs, da die Harrington Rugby Union (HRU) vergangenes Jahr beschlossen hat, die erste Liga auf insgesamt 14 Teams aufzustocken. Zeit also, die neuen Vereine näher vorzustellen!
In einem packenden Finish konnten sich am letzten Spieltag knapp die Wolverhampton Locks die Meisterschaft der zweiten Liga sichern. Das Brisante daran: Der große Rivale der Locks, die Cheapside Sloggers aus Birmingham, landeten am Ende mit nur einem Punkt Rückstand auf Platz 2 der Tabelle – und steigen daher auch auf. Und so kommt die Brooms’n’Joy League dieses Jahr in den Genuss eines der heißesten Derbys im Harrington Rugby! Bereits bei der Aufstiegsparty wurden dem Gegner kampfbereite Ansagen gemacht. Denn nicht nur die Fans sind heiß auf diese Partie, nein, auch die Spieler*innen wollen es dem Rivalen in der Eliteliga zeigen.
Die Rivalität zwischen den beiden Clubs ist legendär, was zum einen an der räumlichen Nähe der Städte Wolverhampton und Birmingham liegt, die nur 20 Kilometer trennen.
Zum anderen ist die Feindschaft historisch bedingt. Ende des 19. Jahrhunderts war Wolverhampton Zentrum der britischen Schlossmacherindustrie, und es waren Arbeiter*innen eben jener Industriebetriebe, die den Verein gründeten. Die Cheapside Sloggers dagegen haben ihren Hintergrund in den Gangs, die zur gleichen Zeit die Straßen von Birmingham unsicher machten. Bis heute hängt den Sloggers ein gewisses halbseidenes Image an, was von Fans und Funktionären immer wieder öffentlichkeitswirksam befeuert wird.
Schon in den 1920er Jahren kurz nach Gründung der beiden Vereine gab es einige Begegnungen, bei denen auf und neben dem Spielfeld die Fetzen flogen. So prügelten sich 1927 die beiden Vereinspräsidenten auf der Ehrentribüne, wobei es angeblich um weit mehr als nur Rugby gegangen sein soll, da sie in die gleiche Frau verliebt waren. Nur ein Jahr später bekamen sich auf dem Spielfeld zwei Spieler in die Wolle – und während dort die Unparteiischen eingriffen und die Streithähne trennten, kam es auf der Tribüne zwischen den Gattinnen der beiden ebenfalls zu nonverbalen Auseinandersetzungen.
Mittlerweile verfügen die Locks zu engen Verbindungen in die Sikh-Gemeinde, die sich aus dem indischen Bundesstaat Punjab kommend in Wolverhampton niedergelassen hat und eine der größten im magischen Großbritannien ist. Trainer Duncan McPherson ist schon seit 15 Jahren im Verein tätig und gilt als einer, der gerne sagt, was er denkt, weswegen er auch mal aneckt. Dabei kann er auf seine bewährte Mannschaft zurückgreifen, denn die Spieler*innen sind auch nach dem Aufstieg weitestgehend zusammengeblieben. Einzig Center Rusher Rebecca-Isobel Furneaux-Smith aus Schottland verfügt über höherklassige Erfahrungen, da sie vor einigen Jahren kurz bei Dunfermline Thistle gespielt hat.
Die Locks sind im Wulfrun Stadium mit einer Kapazität von 5.963 Zuschauer*innen beheimatet, einer umgebauten Pferderennbahn, die in einer weitläufigen Parkanlage liegt.
Für die stolzen Brummies, wie die Bewohner von Birmingham auch genannt werden, kam der 2. Platz ihrer Cheapside Sloggers letztes Jahr einer Schmach nah, da man ausgerechnet hinter dem Erzrivalen aus dem ‘kleinen’ Wolverhampton gelandet war. Trotzdem ist die Vorfreude auf die Brooms’n’Joy League groß, da es bereits Jahre her ist, dass man mal in der ersten Liga gespielt hat.
Dabei war der Verein durchaus immer wieder in den Schlagzeilen, allerdings weniger wegen sportlicher Erfolge sondern meist wegen Querelen hinter den Kulissen. Bestes Beispiel ist die letzte Mitgliederversammlung: Dort wurde völlig überraschend John Jacob Holyoake zum Präsidenten gewählt, weil plötzlich mehrere Menschen auftauchten, die zwar noch nie jemand im Verein gesehen hatte, die aber angeblich alle eingetragene Mitglieder und damit stimmberechtigt waren. So wurde der langjährige Vereinspräsident George Tamberline abgewählt – wie sich im Nachhinein herausstellte vor allem dank der Hilfe dieser Neumitglieder, die alles Angestellte von Holyoake waren. Wie der Millionär zu seinem Geld gekommen ist, weiß übrigens niemand so genau. Nachforschungen verlaufen regelmäßig im Sande oder die entsprechenden Journalist*innen verschwinden auf Nimmerwiedersehen.
Die bekannteste Person des Vereins sitzt auf der Bank, denn Trainerin Winifred Catfish hat letztes Jahr noch Union of Ferndale trainiert. Nach dem Abstieg der Waliser*innen musste sie allerdings gehen und fand eine Neuanstellung in Birmingham.
Ganz anders geht es dagegen beim dritten Aufsteiger zu, den Letterkenny Casuals aus dem Norden von Irland. Der Aufstieg kam für den Verein sehr überraschend, denn sie gelten als ewiger Zweitligist, der bislang erst einmal – 1956 – überhaupt in der ersten Liga zu finden war.
Die kleine Stadt Letterkenny ist rugbyverrückt, der Verein ist Mittelpunkt aller Aktivitäten und wird familiär geführt. Präsidentin Ireen O’Connor hat das Präsidentenamt von ihrem Onkel Kilian übernommen, der DIE Kultfigur des Vereins ist. Er war Kapitän des damaligen Aufstiegsteams. Noch heute erzählt man sich in Letterkenny die Geschichte, dass die Mannschaft den Aufstieg damals für so unwahrscheinlich hielt, dass sie am Abend vor der entscheidenden Partie gemeinsam in den Pub gegangen ist, um Kilians Geburtstag zu feiern. Beim Spiel hatten dann zwar alle einen dicken Schädel, aber sie sind trotzdem zur Höchstform aufgelaufen und haben haushoch gewonnen.
Ireen O’Connor und Manager Sven-Ole Jensen haben die Strukturen der Casuals in den vergangenen Jahren langsam professionalisiert, sodass der Aufstieg letztlich auch Lohn harter Arbeit ist.
Nun hat Trainer Eoin O’Hare zum Aufstieg einen prominenten Neuzugang bekommen – und damit jede Menge Probleme. Denn der neue Spieler ist Kicker and Passer Omagh O’Sullivan vom Ulster RC. Dabei ist nichts so verhasst in Letterkenny wie der Ulster RC aus dem nahen Nordirland. Die Fans hassen O’Sullivan also jetzt schon und haben bereits Widerstand gegen den Wechsel angekündigt. Das Aufeinandertreffen der beiden Clubs in der Brooms’n’Joy League wird also ebenfalls ein hochgradig brisantes Spiel. Schon jetzt hat sich eine Task Force der Autoritäten beider Städte gebildet, um zu planen, wie man damit umgehen soll, gerade weil die politische Situation in Irland alles andere als stabil ist.
Nicht zuletzt aus genannten Gründen verspricht die neue Saison der Brooms’n’Joy League also spannende Partien mit dem nötigen Pfeffer. Außerdem wird ein Nachfolger für Meister RC Victoria on Sea gesucht. Werden die Insulaner*innen ihren Titel verteidigen können oder machen die Favoriten Flower of Montrose und Southampton Rovers die Meisterschaft unter sich aus? Bald geht es los… wir freuen uns!