Eigentlich sollte am kommenden Sonntag die Rugbysaison 1987 starten. Und eigentlich sollte der alljährliche Draft für die Nachwuchsspieler*innen bereits vor ein paar Wochen über die Bühne gegangen sein.
Aber in diesem Jahr ist alles anders. Was zunächst wie ein beiläufiges Memo an die Vereine klang, entwickelt sich immer mehr zu einem Politikum: Der Verband, die Harrington Rugby Union (HRU), plane einen Relaunch der Brooms’n’Joy League mit einigen kleineren Regeländerungen. Weitere Details werden zeitnah folgen, hieß es noch vor einigen Wochen.
Seitdem warten die Vereine auf nähere Informationen – und die Gerüchteküche brodelt. Und was von den Plänen der eigens einberufenen Kommission nach außen dringt, sorgt mittlerweile für gewaltigen Ärger!
Ein neues, ganzheitliches Konzept, das die gesamte Sportart Harrington Rugby auf ein neues Level hebt. Nicht mehr und nicht weniger hat sich die HRU vorgenommen. Dazu wurde eine Partnerschaft aus Sport, Politik, Medien und Wirtschaft geschmiedet, die gemeinsam ein Konzept für den Relaunch ausarbeiten sollte. Die offizielle Präsentation des Konzepts wurde aber bereits mehrfach nach hinten verschoben, da noch an der genauen Ausgestaltung gefeilt wird.
Das hat massive Auswirkungen auf die Saisonvorbereitung der Clubs. „Ich weiß nicht, wie sich der Verband das vorstellt. So eine Saison plant man ja nicht in drei Tagen. Wochen intensiver Vorbereitungszeit werden da über den Haufen geworfen. Stand heute wissen wir nicht einmal, wann genau die neue Saison startet – geschweige denn unter welchen Bedingungen!“, so eine aufgebrachte Allegra Bianchi, Managerin bei Meister RC Victoria on Sea.
Klar scheint mittlerweile, dass das Konzept umfangreiche Änderungen am Draft beinhaltet. So soll der Draft künftig besser medial vermarktet und mit einer eigenen Live-Radioshow präsentiert werden. Um den eigenen Nachwuchs zu fördern, sollen außerdem wohl mindestens zwei Spieler*innen unter 20 Jahren auf dem Feld stehen müssen.
„Ein Unding!“, schimpft auch Ireen O’Connor, Präsidentin der Letterkenny Casuals. „Wir als Aufsteiger haben uns sehr auf die Teilnahme an der ersten Liga gefreut. Aber dadurch, dass wir all unsere Testspiele absagen mussten, ist nun alles durcheinander. Und wenn der Draft erst so kurzfristig vor Saisonbeginn stattfindet, bleibt keine Zeit mehr, den Nachwuchs auch in das Team zu integrieren.“
Aber auch bei den Aktiven kommen die bislang durchgesickerten Änderungen nicht gut an. Eine Nachwuchsspielerin, die anonym bleiben möchte, sagte dem Daily Observer: „Wenn es stimmt, was man hört, sind künftig Nicht-Briten vom Draft ausgeschlossen. Das ist Diskriminierung. Immerhin sind an den Akademien in der Rugby-Ausbildung ja auch Personen aus allen Ländern zugelassen. Sollte es diese Beschränkung geben, werden wir uns eben einklagen!“
Keine guten Nachrichten für den Verband, der bereits letzte Saison massive Kritik auf sich gezogen hatte: Der noch immer nicht aufgeklärte Wettskandal, die Aufstockung der Liga sowie der Verkauf der Namensrechte an Brooms’n’Joy haben für massiven Unmut unter Vereinen und Fans gesorgt. Und nun stehen offenbar erneut wirtschaftliche Interessen im Vordergrund, um eine Reform durchzudrücken. Geht es dem Verband eigentlich noch um den Sport? Oder lässt man sich von Amateuren diktieren, wie der Harrington Rugby künftig auszusehen hat?
HRU-Präsident Cormac Ó Cinnéide hatte zumindest keine Zeit für einen Kommentar. Er ließ seine Sprecherin Tiffany Jones ausrichten, dass es zu gegebener Zeit weitere Informationen geben werde. Da heißt es wohl weiter: Abwarten und Tee trinken!