Der 6. Spieltag der Honour League konnte mit der wohl bislang größten Überraschung der Saison aufwarten, denn die Harriers fuhren ihren ersten Sieg ein – und das ausgerechnet beim höchstdotierten Team der Liga. Unterdessen sind dunkle Wolken über der heilen Welt der Shropshire Sheep aufgezogen.
Snowdonian Eagles vs. Lincolnshire Saxons
20-50
„Ich bin ganz und gar nicht zufrieden mit meiner Defense. Die war heute löchrig wie ein Schweizer Käse. Und ich mag nur Käse aus Frankreich“, tobte Saxons-Trainer Henry Little trotz des Sieges gegen die Snowdonian Eagles im Anschluss. In der Tat endeten die ersten fünf Angriffsrunden alle mit einem Punkterfolg der jeweiligen Offense.
Was für die Saxons eine Selbstverständlichkeit ist, ist für die Eagles dagegen eher unbekanntes Terrain: „Ich war sehr überrascht, wie einfach es uns am Anfang gemacht wurde zu punkten“, wunderte sich daher auch Eagles-Trainer Owain Graham nach dem Spiel. Trotzdem hatte sein Team am Ende das Nachsehen, denn nach der Halbzeitpause zeigten sich die Saxons stark verbessert in ihrer Defensearbeit und ließen keine Punkte mehr zu. Zuvor war es vor allem Left Rusher Odhran O’Tierney, der immer wieder durch die Lücken stieß und für die Eagles punktete. Zunächst traf er per Kick, dann per Wurf, während auf der anderen Seite Forbia Kennedy und Dusten Hawthorne für die Saxons punkteten.
Nach der Pause versetzte Hawthorne den Gastgeber*innen dann zusammen mit Kicker & Passer Henry Little jr. den Todesstoß, als ihre Kicktreffer für den Sieg des Favoriten sorgten.
Merseyside Athletic vs. London Foreigners
5-10
Im Stadion an der Scotland Road in Liverpool trafen die beiden Überraschungsteams der Saison aufeinander. Während die Foreigners bislang vollends überzeugen konnten, ist bei Merseyside jedoch der Wurm drin. Wurde das Team von Trainer Peter Molesworth vor der Saison noch zum erweiterten Favoritenkreis gerechnet, findet man sich stattdessen im unteren Drittel der Tabelle wieder.
Und so war es kein Wunder, dass sich Merseyside vor allem auf die Defensearbeit konzentrierte. Das gelang auch die ersten Runden ganz gut, denn die Angriffe der Gäste blieben regelmäßig bei den Tackles Adriana Huntington und Ash Hale hängen oder wurden von Keeper Cadhan Mac Cuilinn abgefangen. „Die Vorgabe war es, hinten möglichst lamge die Null zu halten und dann zu hoffen, dass die Offense mal durchbricht. Bis zur 8. Runde ist das auch gut gegangen“, erklärte Huntington nach dem Spiel. Dann jedoch brachte sich Foreigners-Right Rusher Grace Shaw in eine gute Wurfposition und platzierte ihren Ball im Netz hinter Mac Cuilinn. Auch K&P Oliver Summers erhöhte, sodass die Londoner mit 10-0 in Führung gingen.
In der letzten Runde hatten die Eagles noch die Möglichkeit, zumindest zu einem Unentschieden zu kommen, aber nachdem Rusher Bram Stoker per Wurf traf, vergab K&P Logan Plymouth kläglich. „Das war eine harte Defense-Schlacht heute. Ich hatte eigentlich auf mehr Souveränität gehofft. Aber solche Spiele muss man auch gewinnen, um am Ende oben zu stehen“, zeigte sich Foreigners-Trainer Christopher Torrens erleichtert.
Mercia Athletic vs. Harrington Harriers
0-20
Begegnungen, die auf dem Paper gar zu eindeutig erscheinen, wissen doch häufiger zu überraschen. Dies gilt im besonderen Maße für die Partie im Crusader’s Pit, dem Stadion von Mercia Athletic – dem Team mit dem höchsten Teamrating überhaupt (3,428) in der Honour League. Gegner waren die Harrington Harriers, das Team der Broughton Academy, das mit 1,285 nicht nur das mit Abstand schlechteste Teamrating der Liga aufweist, sondern auch bisher punktlos auf dem letzten Tabellenplatz stand.
Aber – das muss man dem Team von Benedict Devereaux-Montmorency und Joshua Evans lassen – die Truppe hat sich in den vergangenen Wochen bereits merklich verbessert. Zu einem Punkterfolg hat es bislang zwar nicht gereicht, aber selbst diejenigen der Spieler*innen, die überhaupt keine Vorerfahrung im Rugby hatten, zeigten sich sportlich und taktisch wesentlich verbessert.
Und so gingen die Harriers von Beginn an forsch zur Sache. Gleich in der ersten Runde zeigte Left Tackle Liam Spencer Mercias Rusher Virendra Basak, dass mit ihm nicht gut Kirschen essen ist, und tackelte ihn hart aber fair zu Boden. Im ersten eigenen Angriff setzte sich Frances Nigellus gegen die Defense von Athletic durch und versuchte sich in einem Wurf, der aber in den Armen von Keeper Sandra Hill landete. Left Rusher Nigellus, die schon in der Premier League von Hongkong bei den Traders gespielt hat, trieb ihre Offense im Folgenden immer wieder lautstark an. Der nächste Angriff der Gäste lief über Thane Mullen, dessen Versuch aber zu weit nach außen zielte und am Netz vorbeiflog.
Unterdessen zeigte auch Harriers-Right Tackle Keiran O’Malley, dass er nicht vor großen Namen zurückschreck und setzte sich gleich gegen zwei Rusher von Mercia durch, die er beide geschickt von den Beinen holte und so den Ball erobern konnte. Den nächsten Angriff von Mercia konnte die Defense der Harriers zwar nicht verhindern, aber auch Keeper Pauline of Rubin zeigte, dass sich das Training der letzten Wochen langsam auszahlt: Gerade noch rechtzeitig hob sie die Fäuste und lenkte einen Wurf von Basak am Netz vorbei.
Stattdessen folgte im nächsten Gegenangriff der Auftritt von Nigellus, die den Ball von Kicker & Passer Vincent Kanouté fing und sich mit einer Drehung an GegenspielerWill Drax vorbeidrückte und den Ball in den Maschen versenkte. Auch Kanouté verwandelte im Anschluss seinen Kick5, sodass die Harriers zur Überraschung aller mit 10-0 in Führung gingen. Mucksmäuschenstill wurde es daraufhin im Crusader’s Pit. Zwar war das Team von Trainer Magnus Thompson insgesamt nicht gut in die Saison gestartet, aber Rückstand gegen die Harriers? Das war ein neuer Tiefpunkt für die gebeutelten Fans!
Und es sollte nicht dabei bleiben: In der letzten Runde gelang Thane Mullen nach einer schnellen Ballübergabe von Center Rusher Kenan Trevelyan ein weiterer Wurftreffer, den Kanouté nochmals verdoppelte. Am Ende hießen die Sieger dieser Partie völlig verdient Harrington Harriers.
Während das Team ausgelassen mit den Spieler*innen von der Ersatzbank, dem Funktionsteam und den mitgereisten Fans feierte, standen die beiden Trainer der Presse Rede und Antwort. „Die Spieler*innen haben in den vergangenen Wochen sehr gut trainiert. Man merkt bei allen, dass sich langsam Routinen bilden und Anweisungen verinnerlicht werden“, so die sachliche Analyse von Deveraux-Montmorency. „Schade nur, dass nächste Woche schon wieder Spielpause ist.“ Evans zeigte sich euphorischer: „Das ist geil! Endlich ein Sieg! Und das noch gegen Mercia! Wer hätte das gedacht? Aber es zeigt eben auch, dass mit uns zu rechnen ist! Wir haben mittlerweile ein Team aus den Leuten geformt!“
Bei Mercia schlich Trainer Thompson dagegen mit gesenktem Haupt wortlos an der Presse vorbei, während Manager Thomas of Carnarvonshire deutliche Worte fand: „Eine unterirdische Leistung heute! Mehr gibt es dazu nicht zu sagen. Ich bin geschockt und beschämt!“
Shropshire Sheep vs. Pittenweem RC
20-10
Die ersten Fans fingen bereits an zu pfeifen, so lange dauerte es bis, im Stadion The Quarry die ersten Punkte fielen – und das nicht vom Heimteam der Sheep. So war es Pittenweems William Doncaster, der sich mit seinem Wurf gegen Keeper Amelia Rickman durchsetzte. Auch Kicker & Passer Walter Treadway sorgte für Begeisterung auf der Bank bei seinem Trainer Banafsha Dasti, als er seinen Kick5 sicher verwandelte.
Die Antwort kam allerdings prompt: Shropshires Center Rusher Eliza Sherman verwandelte im nächsten Angriff einen Kickversuch und auch K&P Harry Wilson gab sich keine Blöße. „Ich muss sagen, ich bin doch erleichtert, dass ich getroffen habe. Das war heute ein sehr schweres Spiel, auch wenn es nach außen vielleicht gar nicht so aussah. Aber Pittenweem stand eng am Mann und hat nicht viel zugelassen“, erklärte Sherman nach Abpfiff. Das bestätigte ein Schweiß gebadeter Left Tackle Rufus Chambers von Pittenweem: „Wir hatten alle Hände voll zu tun. Sehr ärgerlich, dass es uns einmal nicht gelungen ist, den Angriff abzuwehren.“
Shropshires Trainerin Sabine Lehmann war trotz des Sieges überhaupt nicht angetan von ihrem Team und kommentierte spitz: „Wir hatten so viele Chancen, waren aber nicht treffsicher genug. Gegen einen stärkere Gegner geht das nach hinten los. Ich verstehe die Pfiffe der Fans. Man kann eben nicht immer nur auf Familie machen. Wir machen hier Leistungssport! Wer das nicht versteht, soll zuhause bleiben und weiter Schafe streicheln!“
Bushwackers London vs. Cheapside Sloggers
0-10
Eine müde Parrie lieferten die Cheapside Sloggers aus Birmingham bei ihrem Auftritt in der Hauptstadt: Mehr als ein Kicktreffer von Albert Wright gleich im ersten Angriff des Spiels brachten sie nicht zustande. „Ich werfe gleich was ins Phrasenschwein, wenn ich sage: ‚Ein gutes Pferd springt nur so hoch, wie es muss‘, aber das war insgesamt zu wenig. Wir können froh sein, dass die Bushwackers auch keinen guten Tag hatten, sonst hätte das heute auch ganz anders ausgehen können“, zeigte sich Sloggers-Trainerin Winifred Catfish unzufrieden mit der Leistung ihrer Mannschaft.
Auch die Bushwackers waren nicht zufrieden. „Wir haben es nicht geschafft zu punkten. Das war keine Glanzleistung heute, zumal die Defense der Sloggers an sich nicht so stark war. Aber wir waren nicht aggressiv genug!“, so Bushwackers-Center Rusher Caden Fisher.
Nach diesem Spieltag grüßen die London Foreigners von Platz 1 der Tabelle, vor den Saxons und den Sloggers, während die Bushwackers auf Platz 4 landen. Unten fahren die Harriers den ersten Sieg ein und sind nun punktgleich mit Pittenweem vor dem erneut schwachen Team von Merseyside aus Liverpool.
Großartig. Weiter so, Harriers!