Müde Nummer beim Harbour Derby

Während das Harbour Derby normalerweise Südengland elektrisiert, war die Partie das erste Mal seit Jahren nicht ausverkauft. Ohnehin war das Spiel zwischen den Southampton Rovers und dem RC Victoria on Sea eine sehr einseitige Angelegenheit. Hoch her ging es dagegen zwischen den Bath Academics und Kerry Celtic – mit überraschendem Ausgang…

Flower of Montrose vs. Cheapside Sloggers

0:15

Offenbar hatten nicht wenige Fans aus Montrose mit einem klaren Sieg ihrer Mannschaft gegen den Aufsteiger aus Birmingham gerechnet und waren an diesem sonnigen Sonntag lieber ans Meer gegangen als sich auf den Weg in die SaferFun Arena zu machen. Zumindest blieben gerade in der Fankurve der Flowers viele Sitze leer, sodass das Stadion mit knapp 3300 Zuschauern nur gut zur Hälfte gefüllt war. Im Nachhinein kann man ihnen zu dieser Entscheidung durchaus gratulieren, denn Montrose erwischte einen rabenschwarzen Tag und brachte nicht einen einzigen Punkt zustande! Ein völlig fassungsloser Trainer Hamish Macdonald of Clanranald versuchte sich im Anschluss mit Erklärungsversuchen: „Da gibt es gar nichts schön zu reden, wir haben einfach richtig, richtig schlecht gespielt. Und dann kommt ein Gegner wie Cheapside daher – no offense – der auch schlecht spielt, aber dafür das Glück hat, ein Mal mehr zu treffen und ruckzuck du gehst als Verlierer vom Platz. Das darf natürlich nicht passieren, alleine Alison Deonna [Hearthouse] hatte in der letzten Runde den Sieg auf dem Fuß, verzieht dann aber so, als ob sie den Ball Richtung Island kicken will.“

Sein Gegenüber Winifred Catfish, Trainerin bei den Sloggers, sah das natürlich etwas anders: „Ich würde nicht sagen, dass wir schlecht gespielt haben. Klar, es hat auch bei uns eine Weile gedauert, bis wir das Tor getroffen haben – und Kicker + Passer (KP) Mick Fletcher konnte heute überhaupt keine Punkte beitragen – aber wir haben uns gut geschlagen! Mit Esme [Whartin] und Jolene [Cunningham] haben immerhin auch zwei verschiedene Spielerinnen getroffen. Ich bin also insgesamt zufrieden!“

 

Bath Academics vs. Kerry Celtic

60:65

Das mit Abstand spektakulärste Spiel des Wochenendes fand am Sonntag im Avon’s Arc Stadium in Bath statt. Beide Teams starteten, als ob es kein Morgen gäbe: Jeder Schuss ein Treffer! Die Führung per Doppelkick von Left Rusher Patrick O’Shea und KP Jehan Rahim wurde postwendend durch Bath ausgeglichen. Hier waren Left Rusher Colleen McNamara und KP Laryn Hale Pickering erfolgreich. Doch Sadhbh Connell von den Celtics ließ das nicht auf sich sitzen und legte erneut im Zusammenspiel mit Rahim per Doppelkick nach.

Bath ließ sich von dieser Offensivkraft zumindest kurzzeitig beeindrucken und brauchte ein paar Runden, um sich zu erholen. Währenddessen nutzte Celtic die Gelegenheit, um noch einmal zu erhöhen, musste dann aber dem eigenen hohen Tempo Tribut zollen. In der Schlussphase der Partie kamen die Academics noch einmal mächtig zurück und kämpften sich heran, während die Spieler*innen der Celtics fast stehend k.o. auf dem Platz waren. Nur der Abpfiff rettete den knappen Vorsprung über die Zeit.

Spieler*n des Tages Sadhbh Connell von den Celtics, die wie immer ihren eigenen Fanclub dabei hatte, zeigte sich erleichtert: „Am Ende war das noch mal eine richtig enge Kiste. Wenn du nach einer solchen Führung noch verlierst, ist das besonders bitter. Aber zum Glück hat es heute gereicht!“

Baths Kicker + Passer Laryn Hale Pickering war dagegen enttäuscht: „Ein Angriff mehr und wir hätten sie gehabt. Aber wir haben selbst Schuld, die Chancen waren vorher ja da. Man muss sie dann halt auch nutzen und das haben wir heute nicht immer getan.“

 

Conquerers of Saint Ives vs. Ulster RC

25:40

Den Conquerers gelang an diesem Spieltag nicht, ihren dritten Sieg in der Saison einzufahren. Nach einer schwachen Vorstellung mussten sie sich dem Ulster RC im eigenen Stadion, dem Lily’s Field, geschlagen geben. Den Rushern Nelly Williams und Sefi Ransome-Kuti gelangen die einzigen Punkte aus dem Spiel heraus, während KP Benjamin Patel nur den Kick von Williams verdoppeln konnte.

Ohnehin waren an diesem Tag alle Augen auf die Gäste aus Ulster gerichtet, nachdem es in der Vorwoche beim Derby gegen die Letterkenny Casuals zu politischen Protesten pro Mystikerbewegung gekommen war. Die Sicherheitsvorkehrungen waren entsprechend erhöht worden. Doch Ulster-Präsident Paul Tate wies das von sich: „Bei uns finden Sie solche Terrorist*innen mit Sicherheit nicht, deswegen sind diese Maßnahmen überflüssig! Wir werden stigmatisiert! Der Verein hat sich bereits in der Vorwoche klar positioniert – die Regierung hat unsere vollste Unterstützung in ihrem Vorgehen!“

Das Sportliche kam da fast ein wenig zu kurz. In Ulsters Offense konnte vor allem Brian Ballymoney sein Können unter Beweis stellen, der einmal mehr zeigte, wie gut er sich mit KP Ingrid Bengtsson verstand. Die beste Leistung zeigte allerdings die Defense: Die beiden Tackle Gernot van Deursen und Asante Matthews vereitelten einige Chancen der Conquerers und sorgten so dafür, dass Keeper Faye O’Farrall fast nichts zu tun hatte.

 

Southampton Rovers vs. Victoria on Sea

20:60

Im „Harbour Derby“ genannten Duell der beiden südenglischen Teams standen sich am Sonntag Southampton und Victoria gegenüber, die aufgrund der geografischen Nähe eine jahrzehntelange Konkurrenz miteinander verbindet. Nach der überaus erfolgreichen vergangenen Saison, in der sich beide Teams lange ein Duell um die Meisterschaft lieferten, scheint nun bei den Fans offenbar ein Sättigungsgefühl eingesetzt zu haben, denn zum ersten Mal seit Jahren musste Southampton vermelden, dass die Partie nicht ausverkauft war.

Meister Victoria begann mit entsprechendem Selbstbewusstsein und legte durch Rusher Solomon Addo vor. Auch der teuerste Neuzugang der Vereinsgeschichte, Kicker + Passer Clement Lefèvre, zeigte, warum er sein Geld wert ist und machte einen guten Job.

Auf der anderen Seite war vor allem Manni Schlegel immer wieder brandgefährlich, wenn er sich zum Tor durchtankte und stellte die beiden Tackle Evanna Sutherland und Ramil Sirisena Mahmud vor erhebliche Probleme. An Keeper Miriel Redstone kam er allerdings nicht vorbei und konnte so die dritte Niederlage im dritten Spiel nicht verhindern.

Schlegel: „Es gibt so Tage, da triffst du selbst ein leeres Scheunentor nicht. Natürlich müssen wir nach dieser Bilanz von einem Fehlstart sprechen, aber wir dürfen jetzt auch nicht in Panik verfallen. Das kann sich alles so schnell ändern!“

Obenauf war dagegen Victoria. Center Rusher Bertie Carrington, der zwei Mal traf, feierte die erneute Tabellenführung: „Wir zeigen gerade, dass wir keine Eintagsfliege sind. Mit uns ist zu rechnen!“

 

Lincolnshire Saxons vs. Mancunian Pride

15:0

Bei den Prides brennt der Baum! Nach einer erneut ganz schwachen Leistung mit 0 Punkten und der mittlerweile dritten Niederlage in Folge wollte Präsident Xenophilia Montague jedenfalls nicht darauf antworten, ob Trainerin Summer McPride noch sicher auf ihrem Stuhl sitzt.

Dabei bekleckerten sich auch die Saxons in dieser Partie nicht gerade mit Ruhm und zeigten sich durchaus schlagbar. Einzig Shonda DuVernay präsentierte sich in Normalform und traf zwei Mal per Wurf.

„Gegen einen so schwachen Gegner musst du normalerweise viel mehr Punkte holen. Wenn es am Ende auf das Torverhältnis ankommt, können diese liegengelassenen Punkte richtig wehtun“, warnte Saxons-Trainer Henry Little.

 

Dunfermline Thistle vs. Wolverhampton Locks

30:10

Mit den Locks gab sich am Sonntag der amtierende Tabellenführer die Ehre im Pittencrief Park. Allerdings merkte man dem Aufsteiger das komplette Spiel über an, dass der Druck zu hoch war. Die Spieler*innen wirkten teilweise sehr verunsichert, die Spielzüge liefen nichts so flüssig wie sonst. Trainer Duncan McPherson nahm seine Mannschaft im Anschluss in Schutz: „Da war zu viel Gerede von der Tabellenführung unter der Woche. Aber wenn der Floh einmal in deinem Ohr ist, dann geht er auch nicht so einfach wieder weg. Nun sind wir nicht mehr ganz oben – tatsächlich bin ich erleichtert!“ Und auch wenn McPherson es nicht gerne hören mag, aber es gibt noch immer eine Tabelle, in der eine Spielerin der Locks ganz oben steht: KP Hannah Leibowitz kann mit Vorlagen und selbst erzielten Treffern Topwerte vorlegen.

Auf der anderen Seite fand Thistle nach einer schwachen Anfangsphase immer besser ins Spiel. Großer Matchwinner war am Ende des Tages Issa Hegazy, der die entscheidenden Punkte per Kick erzielte. Hegazy bescheiden: „Ohne KP Florian Richter hätte ich den Ball ja gar nicht bekommen. Außerdem hat er die Punkte verdoppelt. Ihm gebührt also genau Ehre.“

 

Letterkenny Casuals vs. Magic Carmarthen

20:30

Benthe van den Berg ist es zu verdanken, dass die Damen von Carmarthen ihr drittes Saisonspiel gewonnen haben. Fast im Alleingang erzwang sie immer wieder gefährliche Situationen vor dem Tor der Casuals, scheiterte allerdings zunächst zwei Mal per Kick an den glänzenden Reaktionen von Letterkenny-Keeper Priscilla Pembrock. Allerdings ließ sich die Weltklassespielerin davon nicht aufhalten, sondern versuchte es beim dritten Mal per Wurf – und traf. „Ich wollte es so sehr, da habe ich umgestellt und den Arm genommen“, so eine glückliche van den Berg hinterher.

Letterkenny kam zunächst mit dem hohen Tempo des Gegners überhaupt nicht zurecht und verlor selbst die einfachsten Bälle. Doch nach und nach kämpften sich die Iren in die Partie. Der umstrittene Rory McFinnell war es schließlich, der per Kick die Punkte erzielte, bevor KP Omagh O’Sullivan erhöhte. Für einen Sieg reichte es dennoch nicht.

McFinell nutzte das Interview nach dem Spiel, um Kritik an dem Umgang mit der Situation der vergangenen Woche zu üben. Nachdem bei Derby gegen Ulster scheinbar im Fanblock der Casuals ein Banner mit der Aufschrift „Mystic is Magic! BAIL OUT Political Prisoners!“ hochgehalten wurde, war der Verein mit seiner angeblich mystikerfreundlichen Gesinnung unter heftige Kritik geraten. McFinell: „Da wurde eindeutig versucht, uns den Schwarzen Peter zuzuschieben. Wir sind doch nicht dafür verantwortlich, was auf der Tribüne passiert. Nichtsdestotrotz stimme zumindest ich persönlich den Aussagen des Plakats zu. Dass in diesem Land Menschen einfach ohne Verfahren monatelang eingesperrt werden, ist ein Skandal!“

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