Der letzte Spieltag der Hinrunde brachte noch mal mächtig Bewegung in den Tabellenkeller der Brooms’n’Joy League. Neues Schlusslicht sind nach der Niederlage gegen Magic Carmarthen die Lincolnshire Saxons – gleichzeitig verschafft sich Magic durch den Sieg etwas Luft im Abstiegskampf. Ebenfalls erfolgreich waren am Sonntag die Southampton Rovers, denen es zwar noch nicht gelang, die unteren Ränge zu verlassen, deren Formkurve aber steil nach oben zeigt. An der Spitze kristallisiert sich mit dem RC Victoria on Sea der größte Verfolger für den Ulster RC an der Tabellenspitze heraus.
Magic Carmarthen vs. Lincolnshire Saxons
30-0
„Wir sind nicht hier, um schönen Rugby zu spielen, sondern um zu gewinnen. Und das haben wir heute geschafft. Alles andere interessiert mich nicht!“, so die klare Aussage von Magics Kicker + Passer Hailey Parker-Hall nach der siegreichen Partie gegen die Saxons. Dass Magic mit dem Sieg endlich wieder die Abstiegsränge verlassen kann, ist ein schöner Nebeneffekt für die Damen aus Wales, die sich für diese Saison eigentlich fest vorgenommen hatten, nichts mit dem Tabellenkeller zu tun zu haben.
Diese Probleme hätte man im Nordosten Englands auch gerne, allerdings herrscht bei den Saxons gerade Endzeitstimmung: Tabellenletzter – nein, das stand nicht auf dem Wunschzettel von Managerin Anna Sorokina vor der Saison. „Die einfachsten Spielzüge, schon tausend Mal im Training gespielt, haben heute nicht funktioniert. Es war teilweise so, als ob die Spieler*innen ihr Gehirn in der Kabine gelassen haben!“, ging sie hart mit ihrem Team ins Gericht.
In der Tat, Magic spielte nicht überragend, ging aber solide mit den vorhandenen Möglichkeiten um. Bei den Saxons fehlte dagegen schon vor Kick off die Körperspannung, die Köpfe zeigten nach unten, es wirkte, als ob man gar nicht gewinnen wollte. Wenn Trainer Henry Little das nicht schleunigst in den Griff bekommt, dann gehen am Ende der Saison die Lichter in der Handerson & Sons Arena aus.
Southampton Rovers vs. Letterkenny Casuals
20-0
Mark Higgins und Inez Cantwell hatten jede Menge zu tun, um die quirlige Offense der Rovers unter Kontrolle zu halten. Die beiden Tackles der Casuals machten ihre Sache auch bis zur 6. Runde fehlerfrei, dann allerdings schlug Alessandro Locatelli zu: Gegen den Starspieler der Rovers war kein Kraut gewachsen, sein Wurf war ebenso unhaltbar wie der in der 8. Runde. Kicker + Passer Kippie Makepa erhöhte jeweils für die Rovers, sodass am Ende ein ungefährdeter 20-0-Sieg zu Buche stand. „Wir haben uns am Anfang sehr schwer getan, denn die Defense der Casuals stand richtig gut. Das kann einen schnell frustrieren. Aber wir sind am Ball geblieben und wurden am Ende mit dem Sieg belohnt“, so Makepa.
Frust schob dagegen Casuals-Keeper Priscilla Pembrock: „Locatelli ist schon eine andere Hausnummer. Der wirft ohne hinzuschauen und trifft dann auch noch. Sowas habe ich noch nie gesehen. Da bist du als Keeper einfach chancenlos!“
Ulster RC vs. Dunfermline Thistle
10-10
„Eigentlich sollte das heute ein lockerer Sieg werden, aber das passiert leider, wenn man den Gegner zu sehr auf die leichte Schulter nimmt“, ärgerte sich Ulster-Trainer Adam Applerose nach dem überraschenden Unentschieden seines Teams gegen die abstiegsgefährdete Mannschaft von Dunfermline Thistle. „Die Konzentration war teilweise nicht da. Dann passieren leicht Fehler, die man sonst nicht machen würde“, gab Brian Ballymoney zu, der mit seinem Wurftreffer zumindest noch die Grundlage für das Unentschieden legen konnte.
Thistles Right Tackle Kareena Kapoor ärgerte sich am Ende sogar über das Unentschieden: „Heute wäre mehr drin gewesen! Wir haben auf jeden Fall gezeigt, wie man Ulster zum Wanken bringt. Ich hoffe, dass wir dieses Selbstbewusstsein in die nächsten Spiele nehmen können, damit es für uns wieder nach oben geht.“
Kerry Celtic vs. Mancunian Pride
35-30
Nach Abpfiff war kein Halten mehr: Sadhbh Connells große Familie feierte ihre Starspielerin, die gestern das Zünglein in der Waage in der Partie gegen die Prides war: Mit ihrem Wurf in der letzten Runde des Spiels sorgte sie für die fünf Punkte, die zum Sieg für die irische Mannschaft reichten. „Das war ein Spiel mit zwei Teams auf Augenhöhe. Ich bin absolut glücklich, dass ich am Ende helfen konnte, die drei Punkte zu holen. Aber es hätte auch leicht in die andere Richtung umschlagen können. Egal, ich bin glücklich!“, so Connell im Anschluss.
Bei den Prides sah es dagegen anders aus. Erstmals seit seinem „Maulkorb“ durch den Verband nach verschiedenen politischen Äußerungen äußerte sich Colin Murphy der Presse gegenüber, beschränkte sich dabei aber strikt auf das Sportliche: „Ein Unentschieden wäre heute gerecht gewesen. So stehen wir nach einer starken Partie jetzt mit leeren Händen da. Das ist unglaublich frustrierend!“
Flower of Montrose vs. Conquerers of Saint Ives
20-10
Conquerers-Trainer Athelwulf Nithercott sprach trotz der Niederlage seiner Defense ein großes Lob aus: „Was Leonora Livingstone und Russell Chatwin heute geleistet haben, war wirklich fantastisch. Aufgrund des Regens war der Boden sehr tief, es ist anstrengend darauf zu spielen. Trotzdem haben sie die Offense von Montrose immer wieder in arge Bedrängnis gebracht. Schade, dass es nicht für einen Sieg gereicht hat, aber auf dieser Leistung kann man aufbauen.“
Für den Sieg der Flowers sorgte letztlich Alvaro Babelli mit seinem Wurftreffer, dessen Punkte Kicker + Passer Fynn Little noch verdoppelte. „Ein hartes Stück Arbeit. Ich will jetzt aber nur noch unter die heiße Dusche!“, so der Ire.
Victoria on Sea vs. Wolverhampton Locks
40-15
Vor der Partie zierten tiefe Sorgenfalten das Gesicht von Victorias Trainer Gordon of Roxburghe: „Beim Aufwärmen hat sich Left Rusher Solomon Addo ohne Fremdeinwirkung verletzt. Es sieht nicht gut aus, er hatte starke Schmerzen im Knie. Wir müssen jetzt erst mal abwarten, wie die Diagnose lautet, aber für den Jungen ist es natürlich richtig ärgerlich, gleich in seiner ersten Saison nach dem Draft eine schwere Verletzung zu bekommen.“ Für ihn kam kurzfristig Lucas May in die Partie, blieb jedoch recht wirkungslos.
Für Punkte sorgten an diesem Sonntag andere, denn Bertie Carrington und Nationalmannschaftskollege Winston-Wilbur Wilmington sorgten zusammen mit Kicker + Passer Clement Lefèvre für einen ungefährdeten Sieg gegen den Aufsteiger aus Wolverhampton. Für die Locks konnte nur Rebecca-Isobel Furneaux-Smith punkten, die angesichts der Klasse von Victoria kapitulierte: „Was willst du da machen, die haben einfach top Spieler*innen auf dem Platz stehen. Die spielen alle Nationalmannschaft. Da können wir nicht mithalten, auch wenn unser Spiel nicht so schlecht war, wie es das Ergebnis jetzt vermuten lässt.“
Cheapside Sloggers vs. Bath Academics
15-30
Eine überraschend enge Begegnung spielte sich im Highgate Park ab, wo die Sloggers den Academics bis zur letzten Runde auf den Fersen blieben. Erst Colleen McNamaras Kicktreffer sorgte am Ende für klare Verhältnisse. „Der Keeper war mit den Fingern noch dran, das war schon knapp. Aber manchmal muss man auch einfach Glück haben“, so Left Rusher McNamara.
„Uns sind am Ende in der Defense die Kräfte ausgegangen. Dadurch entstand überhaupt erst die Möglichkeit für diesen Schuss“, so Sloggers-Keeper Antonio Mancini. Durch die erneute Niederlage ist das Team aus Birmingham in akute Abstiegsnot geraten, aber Mancini bleibt optimistisch: „Die Saison ist noch lang, es ist ja gerade erst die Hinrunde ausgespielt worden. Und mal schauen, ob sich die fehlende Sommerpause am Ende auch noch bemerkbar macht. Wer weiß, was da noch geht!“