Für einige Trainer*innen wird die Luft nach dem 5. Spieltag dünner. Vor allem bei den Academics brennt nach einer erneuten Niederlage der Baum, denn auch die Fans gehen auf die Barrikaden. Zieht Präsidentin Liz Bluebutton nun die Reißleine?
Conquerers of Saint Ives vs. Magic Carmarthen 50:5
„Wir hatten die Spitze direkt vor Augen, wir wollten da hin, zumal die Rovers heute spielfrei hatten! Das haben wir gut genutzt“, strahlte Conquerers-Trainer Athelwulf Nithercott im Anschluss an die erfolgreiche Partie. Dabei sah es zunächst gar nicht gut aus für Saint Ives, denn gleich in der ersten Runde gingen die Gäste aus Carmarthen in Führung. Danach spielten aber nur noch die Conquerers, bei denen besonders Kicker and Passer Benjamin Patel mit zwei erfolgreichen Kicks herausragte. Nun sitzen die Conquerers Southampton im Nacken, stehen punktgleich auf dem 2. Platz der Tabelle.
Bei Magic dagegen läuft es in dieser verkürzten Saison überhaupt nicht. Seit dem frühen Aus beim Europapokal im Sommer scheinen die Damen aus Wales das Siegen verlernt zu haben. Mittlerweile ist das Team auf den vorletzten Tabellenplatz abgerutscht und befindet sich in akuter Abstiegsnot. „Ich denke, wir müssen ein paar Stellschrauben verändern“, drohte Präsident Lislebone Long nach Abpfiff. Trainerin Gaby Gerrard könnten ungemütliche Zeiten bevorstehen.
Cymru Union of Ferndale vs. Kerry Celtic 15:10
„Heute standen sich zwei bärenstarke Defenses gegenüber, die nicht viel zugelassen haben. Da muss man dann immer auch ein bisschen Glück haben, um als Sieger vom Platz zu gehen“, analysierte Union-Trainerin Winifred Catfish die Partie, die von vielen Nickligkeiten geprägt war. In der Offense teilten sich ihre Rusher LeVar Davies, Rajesh Kumar sowie Kicker and Passer (KP) Ioan Baines die erzielten Punkte untereinander auf.
Bronwen Salmar, Right Tackle von Celtic, war die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben, als sie nach dem Spiel zum Interview kam: „Niamh [Finnegan, ihr Tackle-Kollege, Anmerk. d. Red.] und ich haben heute sehr gut harmoniert und wenig zugelassen. Schade, dass unsere Offense nicht mehr durchbekommen hat, denn wir hätten am Ende genauso gut knapp vorne liegen können.“ Trotz der Niederlage hatte Salmar aber einen neuen Fan gewonnen. Irlands Nationaltrainer Johnny O’Brien schaute von der Tribüne zu und nickte mehrfach anerkennend bei Aktionen der jungen Spielerin. Wer weiß, vielleicht sehen wir sie bald auch im Nationaltrikot wieder.
Ulster RC vs. Flower of Montrose 30:30
Eine ganz starke Partie lieferte an diesem Sonntag der abstiegsgefährdete Ulster RC ab, der sich nach einem 0:30-Rückstand zurück ins Spiel kämpfte und am Ende einen wichtigen Punktgewinn feiern konnte. Entsprechend groß war der Jubel bei den Spieler*innen, als mit der letzten Aktion des Spiels KP Omagh O’Sullivan den entscheidenden Wurf verwandeln konnte. „Ganz großes Kino!“, attestierte ihm sein Trainer Adam Applerose hinterher. „So kaltschnäuzig musst du erst mal sein, den da noch reinzumachen! Mental ganz stark!“
Ganz anders sah dagegen die Stimmung bei Montrose aus. Trainer Hamish MacDonald of Clanranald musste einige Spieler*innen noch auf dem Platz trösten, vor allem Keeper Amanda Chung war in Tränen aufgelöst. „So etwas passiert halt manchmal. Hätten wir vorher in der Offense mehr Dinger reingemacht, würde nicht alles an ihr hängen. Ich muss sie zuhause erst mal in den Arm nehmen“, erklärte ihr Ehemann Michael Macdonald, KP bei den Flowers.
Lincolnshire Saxons vs. Mancunian Pride 0:20
„Mannomann, wenn das so weiter geht, dann müssen wir nächstes Jahr nach Groombridge!“, rief Saxons-Keeper Gaia Tweeddale of Yester gegen Ende der 12. Runde, als ihre Rusher-Kollegen einmal mehr das gegnerische Tor nicht trafen. Und in der Tat: Wenn die Saxons so weiterspielen, könnte am Ende dieser Saison der Abstieg in die 2. Liga warten, wo es dann demnächst gegen das Dörfchen Groombridge geht. Dabei waren die Prides an diesem Sonntag alles andere als unschlagbar, denn in 13 Runden schafften sie gerade einmal einen erfolgreichen Doppelangriff auf das Tor von Tweeddale of Yester.
„Ich hatte schon früh in der Partie einen Krampf, danach lief es für mich überhaupt nicht mehr rund. Immerhin konnte ich bis zum Ende durchhalten“, versuchte sich Prides-KP Colin Morrow an einer Erklärung für den schwachen Auftritt. „Unsere medizinische Abteilung wird wohl so einiges zu tun bekommen, sowohl im psychischen als auch physischen Bereich“, so Trainerin Summer McPride.
Victoria on Sea vs. Bath Academics 10:0
Ein gellendes Pfeifkonzert begleitete die beiden Mannschaften nach Abpfiff in die Kabinen. Und in der Tat, das Match erinnerte über weite Strecken an ein „Kann nicht“ (Bath) versus „Will nicht“ (Victoria) – und vor allem die Bath-Fans hatten offenbar genug. „Ich reise den Academics jeden Sonntag hinterher und das schon seit 33 Jahren. Und dann muss ich mir diese Mannschaft anschauen – der teuerste Kader, den wir bislang hatten – und sehe, wie die lustlos auf dem Feld rumtraben! Das ist nicht mehr mein Bath! Diese ganzen Spieler bekommen alle viel zu viel Geld für zu wenig Leistung! Die können alle gehen“, redete sich Sheridan Jones den Frust von der Seele. Der Gründerin des Academics-Fanclubs „Firm Believe“ gefiel so gar nicht, wie sich ihre Mannschaft präsentierte. Und einen Schuldigen hatte sie auch ausgemacht: „The Gambler hat ausgespielt! Wir brauchen einen neuen Trainer!“ Die Luft für Magnus „The Gambler“ Thompson dürfte nach der erneuten Niederlage und dem letzten Tabellenplatz ganz dünn werden.
Dunfermline Thistle vs. Mercia Athletic 50:30
Der Pittencrief Park bebte: „Dun-ferm-line, Dun-ferm-line“ feierten die Fans ihre siegreiche Mannschaft nach dem unterhaltsamen Duell gegen Mercia. Bester Spieler auf dem Platz war der deutsche Kicker and Passer Florian Richter, dem es gelang zwei Kicks im Tor unterzubringen. „Supernice! Ich hab mich heute echt gut gefühlt. Und dieses Stadion hier ist einfach geil! Jetzt geb‘ ich eine Runde aus!“, gab Richter zu Protokoll – nur um kurz darauf von seinem Trainer Donall MacHughie gebremst zu werden: „Wir liegen immer noch drei Punkte hinter der Spitze. Die Saison ist kurz, es kommt auf jeden Sieg an. Deshalb werden wir uns sofort auf das nächste Spiel konzentrieren müssen.“
Mercias Billy-Joe Kennedy ärgerte sich: „Ich hatte noch einen Angriff aus aussichtsreicher Position. Hätte ich den auch reingemacht, hätten wir hier zumindest einen Punkt mitgenommen.“ So bleiben die Athletics einen Platz hinter Thistle auf dem 6. Tabellenrang.
Die Southampton Rovers hatten an diesem Wochenende spielfrei.
Morgana Morgenthau, Sportredaktion